Berufsrisiko Blasenkrebs – auch heute noch relevant
Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Blasenkrebs sind Rauchen und der berufliche Kontakt mit krebsauslösenden Substanzen (Karzinogenen). Blasenkrebs ist in Deutschland seit 1937 unter bestimmten Bedingungen als Berufskrankheit nach Nummer 1301 anerkannt und lag zwischen 1978 und 2010 mit 1.945 anerkannten Fällen auf dem dritten Platz der beruflich verursachten Krebserkrankungen.1
Meta-Analyse zum beruflichen Risiko des Blasenkarzinoms
Wissenschaftler der Universität Sheffield, England, haben im Oktober 2015 eine Meta-Analyse zum beruflichen Risiko für Blasenkrebs veröffentlicht.2 Dazu haben sie Untersuchungen an über 31 Millionen Menschen ausgewertet. Das höchste berufliche Risiko für Blasenkrebs wurde festgestellt bei Metallarbeitern, Armeeangehörigen, Reinigungskräften, Malern, Friseuren und Arbeitern in der Gummi-Industrie, die vermehrt mit aromatischen Aminen und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen zu tun hatten. Diese chemischen Substanzen kommen beispielsweise in Erdöl und Kraftstoffen, Ruß, Teer, Tabakrauch, Farbstoffen, Gummiprodukten, Lösungsmitteln und Weichmachern vor. Sie belasten auch den Berufsalltag von Mechatronikern, Schornsteinfegern, Krankenschwestern, Metallarbeitern, Seemännern und Mitarbeitern der chemischen, Erdöl-, Farbstoff- und Leder-Industrie.
Karzinome der Harnblase nehmen vor allem bei Frauen zu, stellten die Wissenschaftler in ihrer Meta-Analyse fest. Sie sehen die Ursache darin, dass Frauen zunehmend auch in Berufen mit hohem Blasenkrebsrisiko tätig sind. Bei der Auswertung der Meta-Analyse wurde nicht das Rauchverhalten, der wichtigste Risikofaktor, berücksichtigt.
Rentenansprüche bei berufsbedingtem Blasenkrebs
Durch Bemühungen der Arbeitgeber und der Regierung kommen Arbeiter in Risikoberufen heutzutage kaum noch mit Blasenkrebs auslösenden Substanzen in Kontakt. Doch es vergehen oft Jahrzehnte, bis bei Menschen, die Karzinogenen ausgesetzt waren, Blasenkrebs entsteht. Daher können Arbeiter, die vor dem Greifen der Schutzmaßnahmen in Risikoberufen tätig waren, auch heute noch an Blasenkrebs erkranken. Bei ersten Symptomen und wenn Blasenkrebs neu diagnostiziert wird, sollte vom Arzt und dem Patienten stets eine mögliche berufliche Ursache in Erwägung gezogen werden, da in diesem Fall Rentenansprüche bestehen.
Berufe mit erhöhtem Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken
Anhand der veröffentlichten Meta-Analyse der Universität Sheffield ergab sich eine Übersicht von Berufsgruppen, die häufiger an Blasenkrebs erkranken. Insgesamt über 31 Millionen Untersuchungen an Menschen ausgewertet. Nachfolgend bekommen Sie einen Überblick des Ergebnisses:
- Einen hohen Berufsrisiko sind Berufsgruppen ausgesetzt, die oft mit chemischen Verfahren arbeiten. Dazu gehören Laboranten aller Fachrichtungen sowie Ingenieure, Reinigungskräfte und Friseure.
- Eine weitere häufig betroffene Berufsgruppe ist die der Handwerker und Industriearbeiter. Grund dafür ist die Arbeit mit Gummi, Farbstoffen und Glas. Diese bergen ein ebenso hohes Risiko an Blasenkrebs zu erkranken.
- Laut der Meta-Analyse sind auch Brauereiarbeiter, Elektriker, Feuerwehrleute, Mitarbeiter im Gesundheitswesen sowie Hochofenarbeiter und Kellner betroffen.
Diese Berufsgruppen erkranken nicht so häufig an Blasenkrebs
Neben den Berufsgruppen die einem hohen Risiko ausgesetzt sind, gibt es auch Berufsgruppen, die laut Meta-Analyse eher unterdurchschnittlich an Blasenkrebs erkranken. Dazu zählen Berufsgruppen, die …
- … eher geistliche Tätigkeiten durchführen und die meiste Zeit am PC arbeiten.
- … im Lager (Lagerarbeiter) oder als Fahrer (Berufsfahrer) tätig sind. Sie kommen so gut wie gar nicht mit den giftigen Stoffen in Kontakt.
Fazit zur Berufserkrankung Blasenkrebs
Blasenkrebs ist heute noch aktuell und darf nicht unterschätzt werden. Können Sie sich einer Berufsgruppe einordnen, die einem erhöhten Risiko an Blasenkrebs zu erkranken ausgesetzt ist? Die Wissenschaftler empfehlen, dass Sie in diesem Fall frühzeitig an Ihre Vorsorge denken und diese mit Ihrem Arzt besprechen.
Sollte Blasenkrebs bei Ihnen neu diagnostiziert werden, ziehen Sie eine Berufserkrankung in Erwägung. In den meisten Fällen können Rentenansprüche geltend gemacht werden.
Blasenkrebs.org soll Ihnen als Anlaufstelle und Ratgeber rund um das Thema Blasenkrebs dienen. Haben Sie noch Fragen? Gerne nehmen wir Ihre Kontaktanfrage über unser Kontaktformular entgegen.
- BK-Report „Aromatische Amine“ Ausgabe 8/2014, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV), Berlin (Hrsg.)
- Marcus G. K. Cumberbatch, Angela Cox, Dawn Teare, James W. F. Catto. Contemporary Occupational Carcinogen Exposure and Bladder Cancer. JAMA Oncology, 2015; 1 DOI: 10.1001/jamaoncol.2015.3209
Die genaue Ursache für die Entstehung von Blasenkrebs ist nicht bekannt. Bestimmte Faktoren erhöhen allerdings das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken. Insbesondere Tabakkonsum vergrößert das Risiko für Blasenkrebs. Auch der Kontakt mit weiteren karzinogenen Stoffen außer dem Zigarettenrauch kann zur Entstehung von Blasenkrebs beitragen. Die Exposition von Schadstoffen kann beispielsweise bei der Arbeit stattfinden, hierbei sind verschiedene, vor allem herstellende Berufe – zum Beispiel die Gummi- oder Farbstoffindustrie, Drucker oder Friseure – oft besonders gefährdet.
Dauerhafte Erkrankungen der Blase wie beispielsweise Blasenentzündungen können auch die Entstehung von Blasenkrebs fördern.
Bei Auftreten bestimmter Symptome wie zum Beispiel Blut im Urin, stärkerer Harndrang oder Störungen beim Wasserlassen sollten weitere Untersuchungen zur Diagnose von Blasenkrebs veranlasst werden. In einer Untersuchung des Urins können bestimmte Bestandteile Aufschluss über vorliegende Krankheiten geben. In einer körperlichen Untersuchung sollte die Umgebung der Blase, also der Unterbauch und die benachbarten Organe, abgetastet werden. Mit verschiedenen bildgebenden Verfahren wie zum Beispiel Ultraschall, Blasenspiegelung oder Röntgen können Veränderungen sichtbar gemacht werden.
Durch eine Transurethrale Elektroresektion der Blase kann die Diagnose Blasenkrebs gesichert werden.
Die Therapie von Blasenkrebs wird je nach der Kategorisierung des Tumors individuell für jeden Fall angepasst. Im oberflächlichen Stadium kann der Tumor operativ entfernt werden, sodass die Blase erhalten werden kann. Hier kommt wie bei der Entnahme der Gewebeprobe eine Elektroschlinge zum Einsatz. Um zu vermeiden, dass ein Rückfall eintritt, wird nach der Entfernung des Tumors ein Medikament direkt in die Blase verabreicht, das vor weiteren bösartigen Neubildungen schützen soll. Ist der Blasenkrebs bereits in tiefere Schichten der Blase vorgedrungen, muss zumeist die Blase, unter Umständen auch umliegende Organe, entfernt werden.
Die Chemotherapie kann in einigen Fällen auch eine Möglichkeit der Therapie von Blasenkrebs darstellen.